Wettbewerb

Projektwettbewerb 2022, 2. Rang, Ankauf

Auftraggebende

Stadt Thun, Gemeinnützige Bau- und Wohngenossenschaft Freistatt Thun, Städtische Pensionskasse Thun

Architektur

ARGE Itten+Brechbühl AG, Bern / BHSF Architekten GmbH, Zürich

Landschaftsarchitektur

Haag Landschaftsarchitektur GmbH, Zürich

Energie / Bauphysik

EK Energiekonzepte, Zürich

Zirkuläres Bauen

Eva Stricker, Architektin, Zürich

Bauingenieurwesen

Bänziger Partner AG, Thun

Geschossfläche

29'000 m2

Visualisierungen

Adrian König, Brighton

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Bern, Schweiz

Wettbewerb Neue Freistatt Thun

Auftraggebende Stadt Thun, Gemeinnützige Bau- und Wohngenossenschaft Freistatt Thun, Städtische Pensionskasse Thun
Wettbewerb 2. Platz, Ankauf
Architektur ARGE Itten+Brechbühl AG/ BHSF Architekten GmbH
Geschossfläche 29'000 m2

Auf dem Areal Freistatt soll ein 2000-Watt-Wohnbauprojekt im Sinne einer qualitätsvollen Siedlungsentwicklung nach innen und einer nachhaltigen Quartierentwicklung entstehen. Ende 2021 schrieben die Stadt Thun, die Gemeinnützige Bau- und Wohngenossenschaft GBWG Freistatt und die Städtische Pensionskasse einen Projektwettbewerb aus. Die Jury honorierte den Beitrag von IB und BHFS Architekten mit dem 2. Rang und einem Ankauf.


Ausgangslage

Die Genossenschaftssiedlung Freistatt an der Länggasse prägt mit ihren vierzehn charakteristischen Bauten in zwei Zeilen sowie den grossen Vorgärten seit den 1940er-Jahren das Ortsbild an der Grenze zwischen Länggass- und Westquartier. Grosszügige Aussenräume stehen im Gegensatz zu den in der Gründerzeit üblichen kleinen Wohnungsgrundrissen. Die Substanz ist teilweise in schlechtem Zustand, Baustandard und Wohnungsgrössen sind nicht mehr zeitgemäss. Aus diesem Grund wird eine innere Verdichtung der Siedlung und die Transformation zum städtischen Quartier angestrebt. Mit dem Projektwettbewerb «Neue Freistatt» wurden Projektvorschläge gesucht, die in allen drei Bereichen der Nachhaltigen Entwicklung (Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt) überzeugen und die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft verfolgen. Weitere zentrale Themen waren unter anderem die städtebauliche Einpassung, die Herausforderungen des Stadtklimas, architektonische Qualität, Nachbarschaft und Nutzungsqualität sowie wirtschaftliche Tragbarkeit und Bauökologie.

Gemeinschaft im Mittelpunkt

Die bestehende Zeilenbebauung (back to front) entspricht der typischen Bebauungsform, die vor allem ab den 1950er-Jahren die Agglomeration der Schweizer Städte geprägt hat. Dem Vorteil der gleichmässigen Ausrichtung zur Sonne hin steht die problematische soziale Ausrichtung entgegen, da die Vorderseite einer Zeile jeweils gegen die Rückseite der nächsten ausgerichtet ist. Für den Ersatz, die Neuinterpretation und die notwendige Verdichtung der Freistatt Thun schlagen wir vor, die Qualitäten der heutigen Bebauung durch eine räumlich und sozial differenzierte neue Struktur zu optimieren.

Mit dem Ziel, die Gemeinschaft innerhalb der Siedlung zu fördern und zu stärken, orientieren sich die neuen Häuserzeilen daher auf einen klar gefassten Hofraum. Gartenhäuser gliedern diesen Hof und verzahnen die beiden Seiten wie bei einem Reissverschluss. Bei den Freiflächen der Genossenschaft entsteht so ein stabiles Gerüst. Dieses schafft verschiedene kleinteiligere Räume, die je nach Bedürfnis von den Anwohnenden entwickelt werden können. Die Aussenräume der Gebäude der Pensionskasse hingegen haben einen parkartigen Charakter. Dadurch entstehen verschiedene Zonen mit fein abstuften Öffentlichkeitsgraden, von der übergeordneten Quartiergemeinschaft über die Gartengemeinschaft in der unmittelbaren Nachbarschaft bis zur Hausgemeinschaft. Die öffentlichen Plätze liegen an den Rändern der Siedlung. So schaffen sie einen einladenden Anschluss an das bestehende Quartier und nehmen dem fein gegliederten Innenraum den öffentlichen Druck.

Bei der Bebauung streben wir eine gleichmässige Struktur an. Nur am zentralen Platz wird mit dem siebengeschossigen Gebäude ein starker Akzent gesetzt. Drei grössere Stadthäuser mit speziellen Nutzungen wie Kindergarten, altersgerechten Wohnungen, Post und Ateliers schliessen die Reihen ab und stärken den Zusammenhalt der Überbauung. Die externe Erschliessung des Areals erfolgt hauptsächlich über die Länggasse und die Mattenstrasse. Die interne Erschliessung der Wohnungen erfolgt primär über den Binnenraum entlang einer mittleren Achse, die zusätzlich als Spielstrasse und geselliger Treffpunkt fungiert.

Lebensqualität drinnen und draussen

Die Wohnungen der neuen Häuserzeilen sind grundsätzlich zweiseitig ausgerichtet. So profitieren die Bewohnenden sowohl von der Südost- als auch von der Nordwest-Besonnung. Aussenräume auf beiden Seiten der Häuser unterstützen diese Qualität. Die zweiseitige Erschliessung der Treppenhäuser schafft einen Bezug zum Binnenraum und zum umliegenden Quartier, insbesondere zu den bestehenden Bauten der Freistatt im Norden. Die Häuser sind im Holzbau konzipiert, die Fassaden in Weiss und Grün gestaltet. Im Innenhof entsteht durch die feine vertikale und horizontale Gliederung der Fassaden mit den leichten Dachüberständen und den filigranen Pergolen der Dachterrassen ein lebendiges wohnliches Bild.

Um Hitzeinseleffekte zu verringern haben wir nur für zwingend erforderliche Bereiche Plattenbeläge vorgesehen, alle anderen Wege und Plätze sind chaussiert. Der Baumbestand wird nach Möglichkeit erhalten und mit grosskronigen Bäumen ergänzt. Auf den chaussierten Flächen können in Abhängigkeit von der Nutzungsintensität Ruderal- und Trittstaudenfluren entstehen. Wildhecken entlang der Strassen bieten der heimischen Fauna Rückzugsorte und ein vielfältiges Nahrungsangebot. Mit einem aktiven Regenwassermanagement (sammeln, nutzen, verdunsten, versickern) soll ein sinnvoller Umgang mit dem Meteorwasser erreicht und die Kanalisation entlastet werden.