Wettbewerb
6. Preis
Auftraggeber
Stadt Bern
Architekt
Itten+Brechbühl AG
Klassenzimmer
23 - 26
Zielbaukosten
61 Mio.
Dieses Schulneubau-Projekt beabsichtigt, die Schulkinder mit der ortsnahen Natur, mit einem Gefühl für die Jahreszeiten sowie mit der Vielfalt des Lebens vertraut zu machen. Unser Entwurf soll den Kindern ein Verständnis für Flora und Fauna vermitteln. Besonders die heute im Gelände lebenden Alpen- und Mauersegler sollen den Kindern die Problematik dieser seltenen und geschützten Vogelarten näherbringen. Wir schaffen Nistplätze unter dem Dach und bieten den Seglern dadurch einen neuen Lebensraum.
Städtebaulicher Einbettung
Das Baufeld hebt sich besonders durch seine Lage zwischen dem Steinhölzliwald und dem Stadtteil Mattenhof-Weissenbühl hervor. Nach Norden wird das Areal klar durch die Bahnlinie begrenzt, welche als quartiersübergreifender, linearer Raum sichtbar wird. Südöstlich der Gumere-Matte befindet sich das Wohnquartier Steinhölzli in Punkt- und Zeilenbauweise und in unmittelbarer Nachbarschaft reihen sich entlang der Goumoënsstrasse grössere Mehrfamilienhäuser. Diese Häusergruppen beziehen sich mit ihren Zwischenräumen auf den Grünraum der Gumere-Matte. Der angrenzende Steinhölzliwald im Süden und Westen wirkt als grüner Saum mit einem starken räumlichen Effekt. Durch die topografische Lage wird dies zusätzlich verstärkt. Das Gelände auf dem Areal entwickelt sich plateauartig von der Bahnstrecke bis zum beginnenden Wald in Richtung Süden hoch. Der hochwertige Parkcharakter der Gumere-Matte wird durch unser Projekt weitergeschrieben. Der Entwurf orientiert sich an den bestehenden Qualitäten: dem Baumbestand und der Vegetation, den heterogenen Sichtbezügen zum Wald, dem Wohnquartier und der Bahn, den feinmaschigen Wegen und der Durchlässigkeit. Die Bebauung bettet sich in diese Topografie ein. Das Projekt entwickelt sich auf drei Ebenen, welche verschiedene Raumqualitäten anbieten: Auf dem nördlichen, unteren Plateau an der Bahnlinie finden Spiel- und Sportaktivitäten statt, auf dem mittleren Plateau entsteht die neue Schulanlage und auf dem oberen, südlichen Plateau befindet sich die allmendartige Wiese in Waldesnähe, die Gumere-Matte für Spiel und Naherholung für das Quartier. Das Projektkonzept verstärkt die Stadt-Wald-Beziehung und schafft mit der Gebäudeanordnung verschiedene Sichtbezüge sowie Freiraumqualitäten, die sich für das Quartier gleichzeitig zu neuen Begegnungsorten öffnen und Rückzugsmöglichkeiten anbieten.
Bebauungskonzept
Die neue Schulanlage nimmt in ihrer Dimension und ihrer Proportion Bezug auf die umliegenden Gebäude und tastet sich subtil an die Parkanlage Gumere-Matte an. Das Ensemble besteht aus drei Baukörpern, die sich um seinen zentralen Pausenplatz präzise anordnen. Die Bebauung konzentriert sich bewusst auf den mittleren Bereich und schafft bahnseitig die nötige Distanz für die lebhaften Spiel- und Sportaktivitäten sowie einen geregelten Unterricht. Durch die räumliche Disposition und die Positionierung entstehen unterschiedliche Atmosphären und Nutzungen im Aussenraum. Die verschiedenen und offenen Aktivitäten auf dem Schulplatzplateau tragen zur Lebendigkeit der Gesamtanlage bei und nehmen das Neubauprogramm auf. Die drei Baukörper unterscheiden sich in ihren Funktionen: Im östlichen Gebäude befindet sich die dreigeschossige Ganztagesschule, daneben die viergeschossige Regelschule und als drittes das Gemeinschafts- und Fachraumschulgebäude.
Unterhalb des Pausenplatzes befindet sich die Doppelturnhalle, die von dem nach Süden hin ansteigenden Terrain profitiert und als Sockelgeschoss mit Tageslicht in Richtung Sport- und Spielplateau ausgestaltet ist und eine separate, direkte Erschliessung auch für ausserschulische Nutzung ermöglicht. Dank der kurzen Wege bilden die drei Baukörper die nötigen Synergien zwischen den Funktionsbereichen und ermöglichen innen und aussen praktische Abläufe. Die Klassenzimmer der Jüngsten sind ebenerdig angeordnet und jeweils auf geschützte Aussenräume hin ausgerichtet. Schulleitung und Lehrerzimmer befinden sich auf dem zweiten Geschoss der Ganztagesschule. Die Unterrichtsräume im Erdgeschoss und in den Obergeschossen blicken auf die Gumere-Matte sowie auf den Pausenplatz. Im Sockelgeschoss profitieren die Fachräume Gestalten Textil und die Regenerationsküche vom blendfreien Nordlicht. Dank den kompakten Gebäudeproportionen der drei Baukörper, den kurzen Distanzen sowie den unterschiedlichen Perspektiven entsteht eine spielerische und kinderfreundliche Lernanlage, welche durch die Natur umsäumt wird. Das natürliche Licht im Zusammenhang mit den warmen Materialien und den fliessenden Blicken in den Aussenraum erzeugen angenehme Atmosphäre im Innenraum.